Puch 200
Eine leichte gefällige Gebrauchsmaschine, welche unermüdlich ihren Dienst tut - solange man nicht zu viel von ihr verlangt. Das ist die Puch 200. Man begann mit dem Bau der 200er Puch, dem Volksmotorrad, im Jahre 1937. Es gibt da auch einen ganz einfachen Grund weshalb dieser Type genau 198ccm hatte: Nicht nur heut zu tage gibt`s teilweise sinnlose, komplizierte und alle Jahre wieder irgendwelche neuen Gesetze, sondern genau so auch früher in den 30er Jahren gab’s das schon zu genüge. So trat ab 1937 eine Gesetzesänderung in Kraft welche das Thema Kleinkrafträder betraf. Denn bis 1937 galten "Motorräder" mit 250cmm als Kleinkrafträder, ab 1937 galten nur mehr Maschinen bis 200ccm Hubraum als ein solches Kleinkraftrad. Diese unterliegen zum Beispiel nicht der Haftpflichtversicherung usw. Natürlich wusste man bei Puch über diese Gesetzesänderungen bescheid, so nahm man die Konstruktion der neuen Puch 200 bereits 1935 in Angriff. Bei Puch wollte man zum ersten mal ein "Motorrad" bauen welches den neuen Gesetzen maßgeschneidert sein sollte, mit neuem Pressstahlrahmen sollte sie eine bessere Straßenlage und Fahrbarkeit erhalten, ideal für den normalen Straßenverkehr auf Österreichs Straßen, sprich man sollte ebenso ohne Probleme den Berg hoch kommen. Doch was dieses neue Volksmotorrad nicht war und sein sollte, eine Sportmaschine, für Wettbewerbe und Rennen war sie sicher ungeeignet, man konnte am Motor nicht viel mehr Leistung herausholen. Das Fahrwerk war für den Alltagsbetrieb gut, aber für den Sporteinsatz ungeeignet.
Man verwendete für die 200er Puch viele Grundelemente der in Graz bis dahin gebauten Muster, wie den querlaufenden Doppelkolben Zweitaktmotor, das über Kegelräder arbeitende Getriebe und eine leichte Zugfedergabel mit geschlossenem Blechprofil. Was auch sehr zum Vorteil des Modells ausfiel war das nun die Kupplung vom Hinterrad in die Schwungscheibe verlegt wurde. Es wurde ebenfalls eine einfache Gemischschmierung vorgesehen. Doch mit dem neuen völlig ungewöhnlichen leichtem Preßstahlrahmen setzte man auch neue Maßstäbe bei Puch, doch diese Art von Rahmen setzte sich bei Puch infolge nicht durch.
Doch eine Einschränkung nahm man, dem Preis zuliebe, in Kauf, die einseitig gelagerte Kurbelwelle. Auch ein Grund weshalb man diesen Motor nicht wirklich Leistungssteigern konnte. Mit einem Preis von nur 980 Schilling wurde nun im Frühjahr 1937 die erste Ausführung herausgebracht, welche im Herbst 1937 in kleinen Details verbessert wurde, wie Kupplung oder stärkere Schaltstange. Der ursprüngliche silbergraue Tank wich 1938 der Schwarz-Chrom Ausführung. Bei den Fahreigenschaften könnte man für den Stand der Technik und der gerade vorbei gegangenen Weltwirtschaftskrise nichts schlechtes berichten, gut, der Motor ist wie gesagt nicht der schnellste, doch er läuft dafür sehr weich, und dazu natürlich der ruhige Leerlauf des Doppelkolbens. Zu dem kommen noch das wendige Fahrgestell und die glücklich gewählte Gangabstufung. Als Zubehör wurde zudem ein Tachometer und mitunter sehr nützlicher Steuerungsdämpfer geliefert. Auf schlechten Straßen musste der der Stoßdämpfer angezogen werden. Die Bremse reichte für die zur Verfügung stehende Motorleistung vollkommen aus.
Ein kurzer Ausschnitt einer Fachzeitschrift:
"Mit guter Beschleunigung erreicht man knapp 80Km/h und kann allein oder zu zweit dauernd zwischen 65 und 70 Km/h pendeln. Auch zu zweit nimmt die Puch alle Straßensteigungen, der friedliche Motor braucht nur wenige Kühlpausen."
Extrem sparsam war die kleine Puch aber nicht, sie brauchte zwischen 3 und 3,7 Liter Gemisch auf 100 Km, die 3,7 Liter wird man bei Fahrten zu zweit im Gebirge leicht erreichen, aber das ist ja gar nicht der Sinn dieses Modells.
Es gab sogar ein eigenes Puch-Lieferdreirad auf Basis der Puch 200, und es wurden insgesamt von 1937 bis 1940, 9585 Stück der Type 200 gebaut. Wenn man heute auf Österreichs Straßen nach dem damaligen Volksmotorrad Ausschau hält ist das wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen, nur schwer und selten bekommt man eine zu Gesicht.
Technische Daten
Motor: Zweitaktmotor, 1 Zylinder Doppelkolben
Leistung: 5,8PS/4000 U/min.
Hubraum: 198 ccm
Bohrung/Hub: 2x45/62,8 mm
Kompression: 5,0 : 1
Vergaser: Hauptdüse Nr. 77
Übergangsdüse: 0,5 mm Durchm.
Leerlaufdüse: 0,4 mm Durchm.
Länge: 1,94 m
Breite: 0,7 m
Höhe: 0,96m
Sitzhöhe: 0,68m
Radstand: 1,27m
Bodenfreiheit: 0,15m
Antrieb: Handschaltung, 3 Gänge, 1 Scheiben Trockenkupplung
Übersetzung: III - 3,33; II - 1,67; I - 1,10
Übersetzung Primär: 1 : 2,9
Übersetzung Sekundär: 1 : 2,1 Hinterrad 19 : 40
Kettenräder: 19:40 Zähne
Kette: 1/2x5/16 Zoll = 12,7x7,9 mm, 101 Rollen
Rahmen: Gepresster Stahlrahmen
Gabel vorn: Parallelogramm-Aufhängung
Gewicht: 102 kg
Lichtmaschine: Puch 6Volt, 30/40 Watt
Sicherung: 15 Amp., 25 mm lang
Zündspule: Bosch TC6A6
Zündkerze: Bosch W 145 T 1, Elektrodenabstand: 0,6 mm
Vorzündung: 6-7 mm
Höchstgeschwindigkeit: 78 km/h (65-70 km/h mit Sozius)
Felgen: 19X21/2
Reifen: 3,00-19 Inches
Reifendruck: Vorne - 1,0 hinten - 1,3 (1,7 mit Sozius) Atü
Tankinhalt: 8,5 l.
Öl-Benzingemisch: 1 : 20
Verbrauch: 3,2 l./100km (3,5-3,7 l./100km mit Sozius)
Bauzeit : 1937-1940
Prod. Stückzahl: 9585 Einheiten
Preis: 1937 - 980 Schilling,
1938 - 575 Reichsmark