MZ Motorrad- und Zweiradwerk

Veröffentlicht am : 10 April 20196 minimale Lesezeit
MZ Motorrad- und Zweiradwerk GmbH ist ein Motorradhersteller aus Zschopau im Erzgebirge in Sachsen. Abgekürzt wird die Firmenbezeichnung mit MZ. Vorübergehend lautete die abgekürzte Firmenbezeichnung von 1992 bis 1998 MuZ, da ein Prokurist die Rechte am Namen „MZ“ an die Firma Kanuni unrechtmäßig verkauft hatte. Nach gewonnenem Rechtsstreit laufen die Zschopauer Motorräder wieder als MZ vom Band.

Geschichte

Anfänge

Die Geschichte des Unternehmens begann 1906, als der Däne Jørgen Skafte Rasmussen eine leerstehende Tuchfabrik in Zschopau kauft.
1917 wurde das Warenzeichen DKW geboren und 1922 begann die eigentliche Motorradproduktion. 1928 übernahm DKW das Audi-Werk Zwickau und wurde 1929 mit 60.000 Motorrädern die größte Motorradfabrik der Welt. Im gleichen Jahr brach das Unternehmen auch das Monopol der USA in der Kühlschrankproduktion durch die Entwicklung des ersten europäischen Kühlschrankes. 1931 erfolgte die Ausgliederung der Deutschen Kühl- und Kraftmaschinen GmbH Scharfenstein. Im Jahr 1932 wurde die AUTO UNION gegründet, bestehend aus Audi, Horch, Wanderer und DKW.

Motorradbau in der DDR

Mit der RT 125, einer Vorkriegsentwicklung, begann 1950 unter dem Markenzeichen Industrievereinigung Fahrzeugbau (IFA) wieder die Produktion in Zschopau, es wurden insgesamt nur 1.700 RTs fertiggestellt, trotz der staatlichen Produktionsvorgabe von 5.000 Stück. Materialknappheit ließ die Planerfüllung nicht zu. 1951 erschien das erste fahrbare Modell des seitenwagen-tauglichen Motorrades mit 350-cm³-Zweitakt-Boxermotor und Kardanantrieb, der IFA BK 350. Die Serienproduktion der BK lief jedoch erst 1953 an. Ab 1956 heißen, beginnend mit der im Januar auf den Markt gekommenen RT 125/2, alle Modelle nunmehr MZ. Im Juni folgte die MZ ES 250, im Dezember die MZ ES 175 und auch die BK 350 kam mit gesteigerter Leistung und besserer Geräuschdämmung als MZ BK 350 in den Handel.

Die Fertigung der Baureihe lief nach 12 Produktionsjahren 1962 aus, es wurden bei MZ insgesamt 310.800 RTs gefertigt. Die Produktion der ES 125/150 begann; das Modell hatte einen Blechpressrahmen, der in der Massenproduktion einfacher zu fertigen war. Zusammen mit den daraus abgeleiteten Baureihen ETS 125/150 und TS 125/150 stellt sie mit ca. 900.000 Maschinen das bis heute meist gebaute deutsche Motorrad dar. Zudem war sie das erste Motorrad mit asymmetrischem Abblendlicht überhaupt.

Im Jahr 1963 gewann das DDR-Nationalteam auf MZ-Motorrädern erstmals die Trophy bei der Internationalen Sechstagefahrt. Dieser Wettbewerb ist gleichbedeutend mit der Mannschafts-Weltmeisterschaft im Motorrad-Geländesport. Es folgten fünf weitere Trophy-Siege auf MZ in den Jahren 1964196519661967 und 19691968 stürzte Werner Salevsky und wurde verletzt, die MZ-Mannschaft musste den Sieg aufgeben. Ein letzter Erfolg bei der Sechstagesfahrt gelang 1987 als die DDR-Trophy- und Silbervase-Mannschaften den Wettbewerb gewannen. MZ wurde dabei durch die Fahrer Jens Scheffler, Harald Sturm, Uwe Weber, Jens Grüner, Mike Heydenreich und Udo Grellmann.

Das ein millionste Motorrad seit 1950 lief 1970 vom Band, eine MZ ETS 250 Trophy Sport. 1983 lief das zwei millionste Motorrad vom Band, eine MZ ETZ 250. Mit diesem Modell wurden Scheibenbremse und 12-V-Elektrik eingeführt, beides damaliger Standard in der Motorradfertigung.

Durch den einfachen Aufbau der Fahrzeuge und die untereinander leicht austauschbaren Teile ist die MZ, auch Emme oder Emmie genannt, ein „Volksmotorrad“, das auf Haltbarkeit und Modellkontinuität setzte. Dabei ging es den Konstrukteuren eher um Fahrkomfort als um sportliche Höchstleistungen. Trotz der wirtschaftlich schwierigen Situation wurden aber auch weltweite Neuerungen wie beispielsweise das asymmetrische Abblendlicht oder die Kettenschläuche eingeführt. MZ gehörte zu den wenigen Firmen weltweit, die Motorräder mit Seitenwagen ab Werk lieferten.

Nach der Wende

1990 wurde MZ privatisiert. Das Unternehmen Motorradwerk Zschopau GmbH meldete am 18. Dezember 1991 Konkurs an. Gründe waren unter anderem der Wegbruch des Marktes in Osteuropa und Ostdeutschland. Die ETZ-Patente wurden an das Unternehmen Kanuni in der Türkei verkauft, welche die Modelle 251 und 301 noch einige Zeit weiter fertigte.

Durch den Zukauf von Viertaktmotoren von Rotax wurde versucht, dem Zusammenbruch der Nachfrage entgegenzuwirken. So entstanden verschiedene Kleinserien mit 500-cm²-Viertaktmotoren, in denen sich die bewährte Qualität der MZ-Fahrwerke mit der Zuverlässigkeit der Rotax-Motoren zu einem sehr alltagstauglichen Fahrzeug verband. Da jedoch MZ nach der Wende noch das verpönte DDR-Image anhing, konnten diese Maßnahmen keine Trendwende einläuten, und es wurden nur geringe Stückzahlen verkauft.

Das Nachfolgeunternehmen MuZ Motorrad- und Zweiradwerk GmbH, ab 1999 MZ Motorrad- und Zweiradwerk GmbH zog 1993 in den Neubaustandort (zu DDR-Zeiten die Produktionshallen der Zylinderschleiferei) im Großolbersdorfer Ortsteil Hohndorf um. Nach einigen Wiederbelebungsversuchen übernahm der malaiische Konzern Hong Leong 1996 das Unternehmen.

Als erste Neuentwicklungen erschienen die Skorpion-Modelle (Skorpion Tour/Sport), welche mit einem 660 cm³ Einzylindermotor von Yamaha bestückt wurden.
1994 wurde der Prototyp MuZ Kobra vorgestellt. Dieses Fahrzeug war mit einem Zweizylindermotor aus der Yamaha TDM ausgerüstet, kam jedoch nie in Produktion. Das Design kam von Seymour Powell in London.

Mit der Einführung der neuen RT 125 wurde auch wieder ein eigenentwickelter Motor, nunmehr ein DOHC-Viertakter mit 125 cm³, angeboten. Dieser arbeitet seit 2001 auch in den Schwestermodellen SX (Enduro) und SM (Supermoto) und gilt als der stärkste Viertakt-Motor seiner Klasse.

Den technischen Höhepunkt stellen derzeit die 999-cm³-Modelle 1000 S/SF/ST mit DOHC-Twin-Motor dar. Der Motor der so genannten Kiloemme verfügt über eine elektronische Benzineinspritzung und ist mit 86 kW (117 PS) und 95 Nm der derzeit stärkste Serien-Reihenzweizylinder am Motorradmarkt. Das komplett einstellbare Fahrwerk verfügt über eine Ø 43 mm Upside-Down-Gabel, eine Aluminium-Cantilever-Schwinge und einen Brückenrahmen aus Chrom-Molybdän-Stahlrohren. Gebremst wird vorn mit einer schwimmend gelagerten Ø 320 mm Doppelscheibenbremse mit Vierkolbensätteln.

Heute stellt MZ Motorräder in drei Klassen her:

  • die 125-cm³-Einzylinder-Reihe RT, SM und SX,
  • die 660-cm³-Einzylinder-Supermoto (auch als HR-Variante mit kürzerer Federgabel, niedrigerer Sitzposition und kürzerer Schwinge erhältlich) und
  • die 999-cm³-Zweizylindermaschinen 1000S (Sport), 1000SF (SuperFighter) und 1000ST (SuperTraveller).

Die Straßenmaschine Skorpion wird seit 2002 nicht mehr produziert, die MZ Baghira Enduro wird auf Nachfrage bis Ende 2007 weiter gebaut. Danach wird die Produktion beider Baghira(Enduro/Supermoto) und die Mastiff wegen verschärfter Abgasnormen eingestellt.

Auf Grund der allgemeinen Marktsituation sowie der hohen Herstellungskosten sah sich das Unternehmen im August 2005 veranlasst, umfangreiche Umstrukturierungen durchzuführen. Ende 2006 wurde die gesamte Entwicklungsabteilung geschlossen. Das Stammkapital des Unternehmens wurde weitgehend abgezogen. Die Produktion läuft jedoch weiterhin.

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