Geschichte Laverda
Die italienische Firma Laverda zählte zu den Pionieren der industriellen Produktion.
1873 gründete Pietro Laverda in Breganze in der nähe von Vicenza (Italien) ein Werk, um kleine Maschinen für die Landwirtschaft herzustellen. Aus der kleinen Werkstatt entstand im Laufe der Jahre ein bedeutendes Unternehmen, das Mähdrescher und andere Landmaschinen produzierte. Francesco Laverda, ein Enkel von Pietro Laverda, folgte dem unter nehmerischen Vorbild seines Großvaters und gründete im Jahr 1949 ebenfalls in Breganze die Firma Moto Laverda, die zunächst stehende Einzylinder-Viertaktmotoren mit 75 ccm Hubraum baute.
Der Prototyp von 1949 wies einige ungewöhnliche Lösungen auf, wie den schwingenden Motor-Getriebe-Antriebs-Block, der den linken Arm der Hinterarmschwinge bildete, während der rechte Arm aus einem massive Element aus Pressblech bestand. Die Federung war nicht sichtbar, da sie durch den viele Jahre später unter der Bezeichnung "Cantilever" bekannt gewordenen Zentralfederbein-System verborgen war. Der Rahmen aus Pressstahl hatte eine eigenartige Architektur, auch die vordere Gabel bestand aus Pressstahl.
Ab 1952 hatten die kleinen Laverda-Viertaktmodelle eher das Aussehen und die Merkmale eines Motorrades: Rohrrahmen, Hinterradschwinge mit äußeren Federbeinen und Teleskopgabel. Entscheidend war der Stossstangenmotor der als unverwüstlich bekannt geworden war. Um diese Erscheinung herauszuheben, beschloss Francesco Laverda, an den bekanntesten Langstreckenrennen Italiens teilzunehmen.
Zwischen 1951 und 1957 gewannen die Modelle Laverda 75 und 100 immer erste Plätze. Berühmte Rennfahrer aus dieser Zeit waren Castellani, Fontanili, Mariani und Zanzani. Eine Laverda 75 stellte 1957 mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 93 km/h auf 1.400 km einen neuen Rekord auf. Im Laufe der Entwicklung stieg natürlich Hubraum und Zylinderanzahl.
1960 leistete der Stossstangenmotor 10 PS bei 8.000 U/min. Jetzt war die Zeit der großen Zweizylinder gekommen: Laverda 650. Sie besaß einen elektrischen Anlasser, obenliegende, über eine Kette angetriebene Nockenwelle, Fünfganggetriebe und einer Leistung von 52 PS bei 6.500 U/min und erreichte eine Höchstgeschwindigkeit von etwa 180 km/h. Nach und nach erschienen weitere Modelle so die 750 GT, 750 S und SF. Am Ende stand eine 750er mit knapp 72 PS und V/max. von 200 km/h gut im Futter.
Bis 1971 fuhr der Sohn von Francesco, Massimo Laverda, selbst großartige Siege auf einer 750er heraus.
1972 nahm Laverda die Entwicklung einer 1000 ccm-Dreizylindermaschine in Angriff. 980 ccm Hubraum, 80 PS bei 7.200 U/min, Verdichtungsverhältnis 9:1, Fünfganggetriebe, eine Masse von 220 kg und eine Höchstgeschwindigkeit von über 200 km/h. Auch die 1000er schickte Laverda zu Wettkämpfen. Bei steigender Konkurrenz belegten die Laverda´s sehr beachtliche Platzierungen. Hervorzuheben sind dabei die Erfolge bei den bekanntesten Langstreckenrennen.
Im Jahr 1975 schloss Laverda einen bedeutsamen Vertrag mit dem schwedischen Motorradhersteller Husqvarna, der neue Motoren lieferte. Die neuen Motoren ersetzten die in den Geländemotorrädern verwendeten Zweitaktmotoren.
Im Herbst 1977 schloss man einen weiteren Vertrag mit einem berühmten Hersteller; Zündapp lieferte jetzt Zweitaktmotoren mit 125 ccm und 175 ccm Hubraum. Sie wurden in sehr interessante wassergekühlte Straßenmotorräder montiert. Erstmals kam hier auch eine elektronische Zündung zum Einsatz.
1975 war bereits ein Prototyp für die neue 500er Zweizylindermaschine mit vier Ventilen pro Zylinder und zwei oben liegenden Nockenwellen gefertigt. Leider hatte Laverda in dieser Zeit mit beträchtlichen Schwierigkeiten zu kämpfen. Aus diesem Grund und auch wegen der Mehrwertsteuer von 35 Prozent wurde die 500er nur 1977 serienmäßig produziert. Um das Mehrwertsteuerproblem zu umgehen, wurde in den darauffolgenden Monaten eine 350 ccm Version dieses Motorrades entwickelt. Aus dem Jahr 1977 stammt eine Rennversion der 500er mit acht Ventilen. Den absoluten Höhepunkt erreichte Laverda mit dem Bau einer Sechszylindermaschine mit V-Motor. Bis in die späten 80er wurde die 1000er SFC sehr erfolgreich angeboten. Gleichzeitig kümmerte man sich bei Laverda auch um eine sehr breitgefächerte Modellpalette. Sie reichte von 50er über 125 ccm-Strassenmaschinen bis hin zur geländetauglichen 600er Variante namens Atlas. Sie war für den afrikanischen Markt gedacht.
Im Februar 1987 war Laverda wegen der schlechten Marktentwicklung gezwungen, einen außergerichtlichen Vergleich zu beantragen. Das Unternehmen wurde am 31.März verkauft. Seit dem kommt Laverda leider nicht mehr aus den negativen Schlagzeilen heraus.
1992 wurde dann doch ein neues Modell vorgestellt. Die 650 Sport mit 668 ccm-Zweizylindermotor, Vierventiltechnik, und 70 PS. Bis heute ist und bleibt Laverda ein Mythos, ein Motorrad mit einer Seele wie alle italienischen Macchina´s.