Aprilia SMV 750 Dorsoduro

Veröffentlicht am : 11 April 20197 minimale Lesezeit

Motorradfahrera aufgepasst! Aprilia erweitert das Segment Supermoto um eine 750 ccm Maschine. Der Clou daran: Einfach zu fahren und trotzdem ein großer Freudenspender.

Ist die Maschine schon fertig?

Wenn italienische Motorräder in Italien vorgestellt werden, dann kann es schon mal spannend werden für testende Journalisten. Kommt jemand zum Flughafen um Dich abzuholen? Sind genug Motorräder vorhanden und wird es möglich sein den Fotographen zu finden? Und passt beim Motorrad schon alles perfekt oder muss „bis zur Serienproduktion noch an der Abstimmung gearbeitet werden“?

Keine Diva aber trotzdem nicht 08/15

Die Aprilia Dorsoduro möchte ein leistbares Motorrad für alle Tage sein, ist aber trotzdem kein ordinäres 08/15 Motorrad. Auch ohne Zubehör!

Rahmen, Schwinge und Felgen wirken hochwertig, alle Ecken und Kanten wirken liebevoll verarbeitet. Schön wenn auch bei vernünftigen Motorrädern zum vernünftigen Preis viel Liebe mit im Spiel ist. Den 750 ccm Motor kenne man schon aus der Shiver. Dort hat er im Premieren-Modelljahr noch für ein paar Probleme gesorgt. Die ersten Modelle überzeugten in Sachen Ansprechverhalten noch nicht wirklich. Doch bei der Dorsoduro merkt man schon bei den ersten Gasstößen, dass hier Routine mit im Spiel ist. Der Motor arbeitet mit elektronisch gesteuerten Drosselklappen und hängt somit am Tropf der CPU. Hier ist Know-How und Erfahrung gemacht damit man die theoretischen Möglichkeiten auch wirklich in eine feine Abstimmung umsetzen kann.

Steriler Motor ohne Macken

Bisher waren viele Techniker schon zufrieden, wenn sie das Niveau eines stinknormalen Vergasers erreichen konnten. Der Motor der Dorsoduro wirkt sofort so, als hätte die CPU die Sache fest im Griff. Diesen Eindruck gewinne man beim Starten, auf den ersten Metern und dann auch beim Anbremsen der ersten Kurve. Hier kommt die Elektronik vor allem jenen Fahrern entgegen, die mit guten alten Zweizylinder nix am Hut hatten. Sanft und ohne Ruckeln rollt man zur ersten Kurve. Die geschmeidig schließenden Drosselklappen besänftigen die Motorbremswirkung spürbar. Insgesamt fühlt sich die Abstimmung des Motors fast schon steril an. Also Zweizylinder-Fans könnten ein wenig enttäuscht sein, wie sanft und geschmeidig der Motor seine Arbeit verrichtet. Alle anderen erfreuen sich am Fortschritt der Technik.

Sport, Touring oder Regen?

Apropos technischer Fortschritt. Als Abfallprodukt des ganzen Elektronikgrams bekommen wir auch eine Wahlmöglichkeit für 3 verschiedene Mappingkurven spendiert. Das heißt, man kann zwischen SPORT, TOURING und REGEN wählen. Die unterschiedlichen Einspritzkurven kann man auch im Fahrbetrieb, bei geschlossenem Gasgriff selektieren. Also sinnvollerweise fährt man rechts ran, lässt den Motor laufen, drückt auf den Anlasserknopf und wählt aus. Sport fühlt sich dann so an wie ein Zweizylinder immer war. Harter Leistungseinsatz der ungeübte Fahrer fordert und Motorenfreaks begeistert. Touring ist eigentlich die richtige Wahl für uns alle. Auch für Freaks – wenn sie ehrlich zu sich selbst sind. Der Motor hat zwar die gleiche Spitzenleistung wie im Touring-Modus aber man muss dem Motor viel weniger Aufmerksamkeit schenken und sich mehr den Kurven widmen. Der Motor spricht sehr sanft und kontrollierbar an. Der Regenmodus ist für Mädchen und solche die es werden möchten. Mag sein, dass er im Regen hilfreich ist – ansonsten ist es einfach irre wie so ein paar Bits and Bikes so ein geiles Eisen auf Knopfdruck kastrieren.

Ganze Tour mit einem Gang

Aprilia gibt bei der Dorsoduro 92 PS und 82 Nm an. Klingt beides nach vernünftigen Werten. Im Fahrbetrieb fällt dann einfach wieder die tolle Motorabstimmung in Kombination mit dem guten Durchzug auf. Man kann ab 3.500 U/min schön beschleunigen und hat dann eigentlich noch das ganze Drehzahlband vor sich.

Das Motorrad passt sogar für die lange Tour – wenn Tankstellen in Griffweite sind.

Anders als bei der Shiver ist auf der SMV Dorsoduro ein 12 und kein 15 Liter Tank montiert. Mag sein, dass der schlanke Tank besser aussieht und mag auch sein, dass die Reichweite von über 200 km im Aprilia Prospekt richtig ist, aber hier hatte bei Aprilia ganz klar der Designer und nicht der praxisorientierte Testpilot das letzte Wort. Denn die Dorsoduro gibt ein wunderbares Tourenmotorrad ab, auf der man auch die Anreise in die Berge genießen kann. Bundesstraßen bis Tempo 160 und phasenweise 180 stellen kein Problem dar, zu einem Reiseschiff mit super Windschutz wird aber die ansonsten sehr flexible Dorsoduro nicht.

Keine Wahl bei der Bremse: Kräftiger SM-Biss

Deutlicher schon die Ansage die Bremse. Hier gibt es keine Wahlmöglichkeiten und schon gar keine gemütliche Variante. Die Bremse hat Biss wie ein scharfer Supermoto-Anker. Die Sitzposition jedoch gleicht der Position der Dorsoduro im Marktumfeld. Also irgendwo zwischen Naked-Bike und sportlicher Supermoto. Der Lenker hat genau die richtige Breite für die gnadenlose Kurvenhatz, die Bodenfreiheit passt und eine typische Sonntagstour strengt überhaupt nicht an. Diese Auslegung kommt verschiedensten Kundengruppen entgegen. Neulinge und Wiedereinsteiger haben das Motorrad sofort im Griff und fühlen sich immer als Herr der Lage. Sportpiloten die keine Freude mehr am gebückten Fahren haben werden aber ebenso zufrieden sein. Fahrkomfort und Fahrspaß stehen in keinem Gegensatz zueinander.

Zwischen Versys und 990 SM

Beim Vergleich mit anderen Motorrädern tut man sich ein wenig schwer. Genau so etwas gibt es noch nicht. Die Dorsoduro ist irgendwo zwischen Hypermotard, 990er SM von KTM und Kawasaki Versys angesiedelt. Vom Antritt her nicht ganz so aggressiv wie die erst genannten, vom Auftritt her dafür cooler und fescher als die Versys. Auch der Preis wird sich zwischen den genannten Motorrädern bewegen, also um die 10.600 Euro bewegen. Beim Vergleich mit den anderen Kollegen im Aprilia Stall tendiert die Dorsoduro mehr in Richtung Shiver als in Richtung SXV. Hart andrückende Streetracer greifen aber immer noch besser zur Tuono1. Die Tuono ist zwar nicht neu, aber immer noch sauschnell. Die Kurven müssen schon sehr eng sein, um die Handlingvorteile der Dorsoduro gegenüber der Tuono in einen Sieg umsetzen zu können. Werden die Kurven schneller glänzt eine Tuono mit dem hochwertigeren Fahrwerk und mehr Kurvenspeed.

Die beste Wahl beim Thema Preis / Leistung

Beim Thema Preis / Leistung sieht die Sache schon wieder anders aus. Eine SXV kostet 10.500 und eine Tuono 13.950. Da kriegt man bei einer Dorsoduro deutlich mehr fürs Geld. Für unter 150.000 Schilling (man denke nur an die guten alten Zeiten) kriegt man wieder ein Motorrad mit knapp 100 PS, 750 ccm, einem tollen Design und einer optimalen Kombination von Fahrkomfort und Fahrspaß sowie Coolness und Beherrschbarkeit.

Technische Daten Aprilia Dorsoduro

Motor 90° V2, 4-Takt, wassergekühlt, 4 Ventil Zylinderkopf, Doppelnockenwelle
Hubraum (cm³) 749,9
Leistung 92 PS bei 8.750 U/min
Drehmoment 82 Nm bei 4.500 U/min
Kupplung Mehrscheiben in Ölbad
Getriebe 6-Gang
Kraftstoffaufbereitung elektronische Einspritzung mit „Ride by Wire“ Technik zur Steurung der Drosselklappen
Bremsen vo. 2 ø 320 mm Stahlscheibenbremsen, schwimmend gelagert mit Vierkolben Radialbremszange
Bremsen hi. ø 240 mm Stahlscheibenbremse
Reifen vorne 120/70 ZR 17
Reifen hinten 180/55 ZR 17
Sitzhöhe 870 mm
Trockengewicht 186 kg
Tankinhalt 12 Liter

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